Foto Bad zur Sonne

1997
Bad zur Sonne, Graz

Umbau der historischen Badeanlage zu einem urbanen Hallenbad in Verbindung mit einer Seniorenwohnanlage



Anmerkungen zum Gutachterverfahren Bad zur Sonne
Graz, Steiermark

Zum Hintergrund des Wettbewerbes

Die Stadt Graz als Eigentümer des renommierten, aber seit Jahren dem Verfall überlassenen "Bad zur Sonne" empfand diesen Komplex eher als Last: Bäder und Saunen sind in der Führung der Grazer Stadtwerke traditionell defizitär. Abrißpläne waren vom Denkmalamt beeinsprucht worden. Das einzige in Graz bestehende Ganzjahresbad Eggenberg ist bautechnisch in schlechtestem Zustand und wenig attraktiv. Nur dort ist zur Zeit - noch - Schulschwimmen möglich.
Eine Bürgerinitiative "Rettet das Bad zur Sonne" gewann beachtliches Gefolge. Wegen zugesagter EU-Förderung gab es schließlich Handlungsbedarf: Die Österreichische Wohnbaugenossenschaft bot sich als Bauträger an, die Sorgen durch Errichtung von Seniorenwohnungen und Minimierung des Badanteiles abzunehmen. Die Genossenschaft hat auch schließlich den Wettbewerb ausgelobt.
In der Ausschreibung kam zum Ausdruck, daß man auf die Vorstellung fixiert war, ein Bad könne nur Kosten verursachen und sei daher so klein wie möglich zu halten. In der Meinung zu sparen, wollte man ursprünglich überhaupt nur ein Freibad. Nach massiven Einwendungen von verschiedenen Seiten wurde zwei Tage vor der ersten Wettbewerbsbesprechung buchstäblich über Nacht aus dem Freibad ein Hallenbad.

Viele Grazer, die ein attraktives, modernes Bad zur Sonne wiederhaben wollen und andere, die weitblickend ein städtisches Badekonzept monieren und insbesondere ein kreativ geführtes Ganzjahresbad in Graz für notwendig halten, bedauern die Entscheidung des Wettbewerbes für eine Minilösung. Eine Chance sei verspielt worden.

Konrad Frey
Architekturjournal Wettbewerbe
Heft 165/166
Oktober / November 1997