Foto Der Tag an dem ich nach München kam

1.Juli 1970
Der Tag an dem ich nach München kam.

Zu dieser Zeit besteht "Der Pavillon" aus einem umfangreichen Konvolut delikater Handzeichnungen, Formen und Farben teils floral, teils der menschlichen oder tierischen Anatomie nachempfunden. Einige Tage später mußte das Projekt Günther Behnisch und Carl Mertz, dem Architekten und dem Bauherrn am Olympiagelände zur grundsätzlichen Entscheidung über die Realisation vorgetragen werden.
Tag und Nacht schnitzten Domenig und seine Mitarbeiter aus rosa Polystyrol an einem Modell bis endlich die dreidimensionale Umsetzung der Zeichnungen in ein Modell gelungen war.
Nicht wenige Kollegen im großen Büro von Behnisch und Partner hielten uns alle im Büro Domenig + Huth für total verrückt.
Aber: Behnisch und Mertz sagten "macht weiter" und unsere Aufgabe war, nachzuweisen, daß dieses Projekt in Plänen darstellbar, konstruktiv machbar und zu vertretbaren Kosten herzustellen ist.
Die Methode nannte sich additive Planung und bedeutete, daß du übermorgen eine Erfindung machen mußt auf der Grundlage deiner Arbeit von heute. Also, erfunden haben wir bei diesem Bauwerk fast alles.
Der Planungsprozess glich einer zielorientierten Expedition durch unbekannte Räume bei Dunkelheit mit Höchstgeschwindigkeit und der ständig präsenten Möglichkeit des Abbruches des Vorhabens.
Wir haben mit Methoden und Materialien spekuliert, experimentiert und sind ständig im Grenzbereich des noch Möglichen unterwegs gewesen.

Heinz Wondra