Foto Österreichisches Kulturinstitut New York

1992
Österreichisches Kulturinstitut
New York, NYC, USA
Hochhaus in Baulücke



Ein Kulturinstitut im Ausland hat kreativen Kräften eine sichere Basis in fremder Umgebung anzubieten. Dem kann eine baulich überzogene Selbstdarstellung der Republik nicht nur nützen. Der Verfasser faßt das Institut daher als optimal infrastrukturelle Dienstleistung auf. Dieser Haltung entspringt die apparative Konzeption dieses Entwurfes. Der Architekt beabsichtigt nicht, nach der tradierten Hochhausästhetik in die 52. Straße ein stimmiges Bauwerk einzufügen, sondern funktionale Bereiche effizient zu gliedern und diese Zonen unterschiedlicher Öffentlichkeit an der Vertikalerschließung sichtbar anzubinden. Die Dreiheit von zwei Quadern und einem Doppelzylinder läßt durchaus industrielle Assoziationen zu. Der Basiskörper mit Ausstellungs- und Vorführräumen ist öffentlichkeitswirksam transparent. Der davon abgesetzte Mittelteil interagiert mit der Nachbarschaft, indem aus einer Lochmaske eine schildartige Schauseite gebildet wird. An der Spitze hängt wie eine Aussichtswarte der Trakt für das repräsentative Wohnen. Vor der westlichen Feuermauer ist eine Lichtinstallation aus weißen und roten Leuchtstoffröhren vorgesehen. Durch Sensoren im Gebäudeinneren wird der momentane Aktivitätszustand des Instituts auf die Leuchtwand übertragen. Die radikale Transparenz dieses Turmes und der signalhafte Umgang mit Licht sind programmatisch zu verstehen: das Haus ist ein Grenzgang zwischen der einem kleinen Land angemessenen Zurückhaltung und dem einer kulturellen Macht zustehenden Selbstbewußtsein.

Walter M. Chramosta

Österreichisches Kulturinstitut
New York
Ein baukünstlerischer Wettbewerb

Haymon Verlag Innsbruck 1993