Foto Künstlerhaus Klagenfurt

1985
Künstlerhaus Klagenfurt
Konzepte, Projekte, Objekte
Personalausstellung



Übungen zur Baukunst oder die Poesie der reduzierten Form

Aus einem Vortrag an der Technischen Universität Graz 1983

Angesichts der Nationalgalerie in Berlin soll Thomas Bernhard ausgerufen haben:
Wie sehr muß dieser Mies van der Rohe die Menschen hassen!
Nach Wieland Schmied entstand als Folge dieser Erfahrung

Thomas Bernhard, Korrektur, Roman, Suhrkamp, 1975.

... Unbeirrbar hatten alle Irritationen nur immer größere Hartnäckigkeit und größere Faszination in mir bewirkt, so Roithamer. Mit zunehmender Irritation mußte ich immer exakter denken und handeln, so Roithamer. Wer sagt, er baue für seine Schwester einen Kegel, in welchem sie künftig zu wohnen habe, wird für verrückt gehalten, so Roithamer. Und wer sagt, er baue den Kegel für seine Schwester in die Mitte des Kobernaußerwaldes, in den genauen geometrischen Mittelpunkt, den zu errechnen die Fachleute für unmöglich hielten, was ich aber schließlich beweisen habe können, wird für noch viel verrückter gehalten und wer sagt, er baue für seine Schwester in der Mitte des Kobernaußerwaldes einen Kegel, in welchem die Schwester künftig zu wohnen und glücklich zu sein habe, in höchstem Glück zu sein habe, wird für noch verrückter gehalten, so Roithamer.
Soweit Thomas Bernhard oder Roithamer.

Dieses Zitat als Einleitung zu diesem Vortrag deshalb, weil ich diesen Roman für wichtig halte, wichtig für alle, die wie ich Baukunst nicht nur aber auch für das Ergebnis einer intellektuellen Anstrengung halten.



Konzepte
Projekte
Objekte

Mein gewähltes Problem ist die räumliche Verklammerung des Volumens F, wie Foyer, wie mit dem Volumen KG, wie Kleine Galerie, über die gemeinsame Kontaktfläche D, wie Durchgang. Aufgesucht wird der Schwerpunkt des Volumens F und dessen lotrecht Projektion auf die horizontale Begrenzungsebene B (F), wie Boden Foyer. Aufgesucht wird weiters der Schwerpunkt des Volumens KG und dessen lotrechte Projektion auf die horizontale Begrenzungsebene D (KG), wie Decke Kleine Galerie.

Die Spur, der lotrechten Ebene durch diese beiden Punkte geschnitten mit der horizontalen Ebene Fußboden, ist die Projektion der gedachten Geraden von B (F), wie Boden Foyer nach D (KG) wie Decke Kleine Galerie.

Zu überprüfen ist, ob diese Gerade die lotrechte Ebene zwischen dem Volumen Foyer und dem Volumen Kleine Galerie in der gemeinsamen Kontaktfläche Durchgang durchstößt. Bei der gegebenen Situierung der Volumen Foyer und Kleine Galerie im Gesamtvolumen Künstlerhaus ist diese Forderung erfüllt und war daher die visuelle Verklammerung des Volumens Foyer mit dem Volumen Kleine Galerie in der dargestellten Weise möglich. Die Umsetzung dieser analytischen Überlegungen in eine räumliche Installation wird selbst Architektur als Montage mit Materialien aus der Arbeit meines Ateliers.

außerdem:

Die Zahl der Informationseinheiten in den jeweiligen Volumen Foyer und Kleine Galerie verhält sich verkehrt-proportional zu den Größen der Volumen Foyer und Kleine Galerie.

Heinz Wondra