Foto Landesausstellung 1999

Der Schloßberg in Graz
Dom im Berg

Foto: Gery Wolf


1999
Landesausstellung comm.gr2000az
"Wissenschaft, Kunst und Kommunikation"

Wissenschaftliche Leitung:
Helmut Konrad, Richard Kriesche

Raumkonzept der Ausstellung und
Objektdesign: Heinz Wondra


Thema: Kommunikation
Konzeption, Projektentwicklung, Mediendesign,
wissenschaftlich-künstlerische Gesamtgestaltung: Richard Kriesche


Die Landesausstellung comm.gr2000az wird mit der seinerzeitigen "Schachtel" bzw. dem "Dom im Berg" ein Versprechen einlösen. Sie begreift sich in ihrem inhaltlichen und formalen Auftrag als eine Zukunftsinvestition, indem sie sich den Fragen nach der Zukunft der Wissens- und Kommunikationsgesellschaft stellt, konkretisiert dadurch, daß mit dem "Dom im Berg" inmitten des Schloßberges ein Kommunikations- und Informationsenvironment mit Hightech-Ausstattung entstehen wird. Die Landesausstellung comm.gr2000az wird im Schloßberg nicht nur eine Ausstellung eröffnen, erstmals wird damit ein in seiner Bestimmung nachhaltiger Veranstaltungsraum eröffnet, den die Landesausstellung geschaffen hat. Mit der Errichtung des "Dom im Berg" werden die mit der Landesausstellung verbundenen Fragestellungen das zukünftige inhaltliche Programm dieses Ortes nachhaltig bestimmen: Fragen nach der Zukunft, nach den Wissens- und Kommunikationsprozessen und den durch sie bestimmten Auswirkungen auf die zukünftige Gesellschaft.

Mit der Etablierung eines derartigen Informations- und Kommunikationsenvironments soll die Positionierung von Graz als Wissenschafts-, Forschungs-, Kunst- und Kulturstandort im globalen Wettbewerb vorangetrieben werden. Daher sollen, wie schon in der Landesausstellung, Spitzenleistungen heimischer Universitäten, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen, signifikante Errungenschaften aus Kunst, Wissenschaft, Forschung und Alltagskreativität vernetzt dargestellt und einer breiten Öffentlichkeit kommuniziert werden. Damit soll der "Dom im Berg" zu einem neuen Zeichen bzw. zu einem Denklabor der Stadt, zu einem anregend erfahrbaren Schaufenster, zu einem Hochleistungszentrum steirischer Kreativität und Intelligenz vor Ort werden, das wiederum als "Graz-Window" diese Inhalte global kommuniziert. Gesellschaft kann nur durch das Studium der Nachrichten und der zugehörigen Kommunikationsmöglichkeiten verstanden werden, und Nachrichten von Mensch zu Maschine, von Maschine zu Mensch und von Maschine zu Maschine sind berufen, in der zukünftigen Entwicklung der Nachrichten und Kommunikationsmöglichkeiten eine immer größere Rolle zu spielen. (Wiener, Norbert: Mensch und Menschmaschine)

Der "Dom im Berg" ist inhaltlich und konkret durch die Kommunikation und deren Technologien bestimmt. Die Ausstellungsinhalte und deren Gestaltung werden den durch die Kommunikationstechnologien bestimmten gesellschaftlichen Wandlungsprozeß nachzeichnen und damit sowohl der histor-ischen Bedeutung des Berges sowie seiner neu zu schreibenden geschichtlichen Bestimmung Rechnung tragen.

WissenschaftlerInnen der heimischen Universitäten, Wirtschafts- und Medienunternehmen, ForscherInnen und KünstlerInnen werden die gestaltenden Kräfte und Potentiale des Kommunikationsprozesses aus ihrer jeweiligen Sicht, Disziplin, Produktionsweise und gegenwärtigen Forschungsergebnisse zur Darstellung bringen. Sie präsentieren sich auf einer vom Besucher begehbaren Route "von Bio über Bio/Techno zu Techno".

Bio
Die Inszenierung beginnt mit einer einzigen lebenden Zelle, sichtbar gemacht im Mikroskop und über Bildschirmprojektion, hörbar gemacht durch das Abnehmen und Verstärken ihrer elektrischen Impulse Leben als ein nach innen und außen gerichteter Kommunikationsprozeß. Kommunikation im Inneren des Körpers wird am Beispiel der Vernetzung von Hirnzellen dargestellt. Kommunikation zeigt sich als Prozeß der Informationsprozesse und deren Verarbeitung. Auf den "Dom im Berg" bezogen könnte man von lokaler Kommunikation sprechen. (Projekte: ASCOTT, GRÜNDLER, MAASS, TRITTHART)

Unablässig sind wir, auch wenn wir uns weit entfernt von der Zivilisation und den Datennetzen befinden, in gewaltige Informationsströme eingetaucht, wobei allerdings nur ein spärliches Rinnsal bis in unser Bewußtsein gelangt, das gerade ein paar Bits pro Sekunde verarbeiten kann. Unsere Sinnesorgane transportieren in jeder Sekunde Millionen von Bits zu unserem Gehirn. Dort werden sie parallel von hundert oder tausend Milliarden von Nervenzellen, deren jede bis zu 10.000 Verbindungen mit der anderen hat, verarbeitet. Man vermutet, daß einige Nervenzellen in der Hirnrinde sogar mit 200.000 anderen kommunizieren. Es gibt also ungefähr eine Million Milliarden Verbindungen zwischen Nervenzellen, was gigantisch ist, vergleicht man das Gehirn mit dem globalen Telefonnetz, bei dem es nur etwa eine Milliarde Anschlüsse gibt, die überdies weit weniger miteinander verbunden sind. (Rötzer, Florian: Mysteries of Information)

Bio/Techno
Zeigt die Vernetzung des biologischen Körpers mit technischen Prothesen zur Stützung, Erweiterung bzw. Ermöglichung der Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeit. Die technologiegestützte Aufhebung von Raum- und Zeitbarrieren erfolgt über telekommunikative Prozesse. Der Körper als ein kybernetischer Organismus, in welchem Techno und Bio zur neuen Einheit verschmelzen. Elaborierte Experimente aus künstlerischen und wissenschaftlichen Forschungsprojekten werden vorgestellt. (Projekte: FELDNER, KAUFMANN, KLOSSNER, PFURTSCHELLER, SCHMEISER)
"Gadgeteering, die Synergie von Mensch und Maschine, bringt die Befreiung von der philosophischen Zumutung der Freiheit." Der Mensch wird in Bolz' neuer Medienwelt zum "Schaltmoment im Medienverbund", das Leben verwandelt sich in einen "telekommunikativen Datenprozeß". (Schmidt, J. Siegfried: Diskussionsstände)

Techno
Bringt Kommunikationsformen zur Darstellung, die unter vollkommener Ausschaltung des Menschen ausschließlich unter Maschinen stattfinden. Auf Raum und Zeit bezogen könnte man hier von globaler Kommunikation sprechen. (Projekte: SET, SENSORIUM, etc.)

Kommunikationsunternehmen
In einem Bereich der Ausstellung werden konkrete Experimente und Produktionsweisen heimischer Kommunikations- und Informationsanbieter zur Darstellung gebracht, die mögliche Szenarien einer künftigen Kommunikationskultur ansprechen. Den Besuchern wird in einem avancierten Projekt ihre eigene Kommunikation mit der Ausstellung durch eine integrierte, hochtechnologische Datenerfassung transparent. (Projekte: INFINEON, ORF, STYRIA)

Richard Kriesche


Der "Dom im Berg" mit "Campanile"
Projektidee und Konzeption:
Richard Kriesche

vom museum als "unort" zum "dom im berg"
1986 "der unort"
1995 "der soziale kopfhörer"
1996 "die schachtel " Landesausstellung 2000
2000 "dom im berg" Landesausstellung 2000