Foto Solarhaus am Lustbühel

5 - 7 - 5 Ein Haus wie ein Haiku



Im Wintermondlicht
Dort zwischen kahlen Bäumen
Drei Schäfte Bambus.

Buson (1715 - 83)




An einer engen, steil abfallenden Sackgasse in einem beliebten Wohnviertel über Graz liegt ein Einfamilienhaus, dessen straßenseitige Einfriedung durch die dem Vorbeigehenden zugewandte Fassade
fortgeführt wird. Das rauhe Sichtbetonrechteck mit zwei sparsamen Öffnungen - sperriger Eintritt durch eine
schwer wirkende Eisentüre die Eine und ein schmaler Glasschlitz, der die Tiefe des 28 Meter langen Gebäudes erahnen läßt - spricht eine klare Sprache: Privatheit erwünscht.
Heinz Wondra hat das Haus entworfen und schlüsselfertig umgesetzt. Wer den Architekten heute noch ausschließlich mit der Bewegung der Postmoderne in den 80er-Jahren und mit der von Lampugnani
initiierten Wohnbebauung am Salzburger Forellenweg - mit Aldo Rossi, Ungers und Rob Krier - in Verbindung bringt, muß diese Einordnung spätestens mit der nun
vorliegenden Arbeit revidieren. Vor rund zehn Jahren hat Wondra den Umbau und die Erweiterung einer Gründerzeitvilla in der Entwurfsmethodik der Collage gelöst, hat unterschiedliche geometrische Körper wie Bausteine geschichtet und arrangiert und üppig in den Farbtopf gegriffen. Diesmal hat er den Wunsch der
Auftraggeber nach einem modernen, offenen und transparenten Haus ohne unnötigen Aufwand in der Programmatik eines "Anspruchs auf hohe architektonische Qualität, dem Bekenntnis zur Einschränkung des formalen Aufwands und zu konstruktiver Angemessenheit in der Auswahl der Materialien" beantwortet.