Foto Landesausstellung comm.gr2000az

Institut für Grundlagen der Informationsverarbeitung
Technische Universität Graz
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Maass
Technische Ausführung: Dr. Thomas Natschläger, DI Harald Burgsteiner

Im Rhythmus der neuronalen Prozesse
Spike trains
Die Installation "spike trains" ist ein Fenster in die Welt der Informationsverarbeitung in lebendigen Organismen. Die Grundeinheit der schnellen Verarbeitung von Informationen in einem lebenden Organismus ist ein "spike": ein explosionsartiger Anstieg der elektrischen Spannung an einer für die schnelle Informationsverarbeitung zuständigen Zelle, also einem Neuron. Folgen von spikes, also "spike trains", bilden die Sprache der Neuronen untereinander, wobei wichtige Informationen in den Rhythmen dieser spike trains kodiert sind. Das biologische Vorbild eröffnet für den Informatiker die faszinierende Möglichkeit, Zeit oder genauer Zeitunterschiede als eine bisher in unseren Computern brachliegende Dimension zu erschließen, und direkt mit raumzeitlichen Mustern zu "rechnen".


Institut für Experimentalphysik
Universität Graz
Univ.-Prof. Dr. Adolf Hohenester, Christian Feldner

Zwischen Wissenschaft, Vision und Ästhetik
Erwin Schrödinger, Nobelpreisträger für Physik, unterrichtete in den Jahren 1936 bis 1938 an der Grazer Universität. Die von ihm begründete Wellenmechanik liefert Erkenntnisse über die Struktureigenschaften der Materie. Seine Studien begründeten ein neues Zeitalter der Physik, da seine Atomtheorie imstande ist, von der klassischen Physik unbewältigte Fragen zu beantworten und heute in verschiedenen Bereichen der Hochtechnologie Anwendung findet.
Schrödinger war überzeugt, daß die Menschen zur Erkenntnis der objektiven Wirklichkeit fähig sind. Er selbst war zeitlebens auf der Suche nach den Grenzen der Physik und der fruchtbaren Übertragung seiner Ergebnisse auf andere wissenschaftliche Disziplinen, unter dem Blickwinkel eines ganzheitlichen, human und ästhetisch ausgerichteten, Weltbildes.


Franticek Klossner, Künstler, Bern

Zwischen 1 und 10.9 Milliarden
Singularität
Für den Schweizer Künstler Franticek Klossner existiert das Individuum nicht: er sieht den Menschen als "Betriebssystem", das sich bis auf Muskel- und Nervenzellen alle zehn Jahre erneuert. Geburtstage bezeichnet er als "Recycling-Happenings". Was wir als Wachstum oder Lebenszeit empfinden, ist tatsächlich bloße Formveränderung.
Klossner experimentiert mit Videoaufnahmen seines Körperinneren. Endoskopien, Ultraschallaufnahmen und Röntgenbilder erlauben ihm die Erfahrung der Entmaterialisierung, der Auflösung des Körpers. Durch die am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern durchgeführte Analyse seines DNA-Profils wurde festgestellt, daß seine genetische Signatur so selten ist, daß sie praktisch individualisierend ist (1 in 10.9 Milliarden Männern).


Richard Kriesche, Künstler, Graz

Zwischen Gen- und Digitaltechnologie
Transition
Unterschriften übertragen Persönlichkeiten. Mit Unterschriften werden Objekte personalisiert, individualisiert und schließlich autorisiert. Das Kunstwerk zu originalisieren heißt, die Unterschrift ins Werk setzen, schließlich das Werk durch die Unterschrift ersetzen. Die digitale Signatur setzt der Unterschrift ihr Ende. Mit der aus meiner DNA hergestellten Tinte wird die ultimative Einheit aus Unterschrift, Kunstwerk und Künstler originalisiert.